Es kommt immer wieder vor: In der Öffentlichkeit werden junge Menschen überfallen, bedroht und lebensgefährlich verletzt. Aber auch der Rassismus ist nach wie vor ein alltägliches Problem. Menschen mit Migrationshintergrund haben es besonders schwer und sind Anfeindungen ausgesetzt. An dieser Stelle ist Zivilcourage gefragt, der nach wie vor zu wenig Beachtung geschenkt wird. Viele Bürger haben Angst aufzufallen, lästig oder unbequem zu sein und entschließen sich lieber dazu wegzuschauen, anstatt einzugreifen. Was Zivilcourage ist und worauf es dabei ankommt, soll in diesem Artikel dargestellt werden.

Zivilcourage – was ist das eigentlich?

Der Begriff „Zivilcourage“ setzt sich zum einen aus dem lateinischen Begriff „civis“ und dem französischen Wort „courage“ zusammen. Civis hat einen lateinischen Ursprung und bedeutet übersetzt „Bürger,“ das Wort „courage“ hingegen ist französischen Ursprungs und wird mit „Mut“ übersetzt. Zusammengesetzt kann Zivilcourage damit mit „sozialem Mut“ oder „Bürgermut“ übersetzt werden. Ein Mensch, der Zivilcourage zeigt, setzt sich damit mutig bei Konflikten und Gewalttaten ein, um anderen Menschen die notwendige Unterstützung zu zeigen.

Es gibt verschiedenste Situationen, in denen Zivilcourage gefordert wird. Bürger werden in der Öffentlichkeit beleidigt, Bedrohungen werden ausgesprochen, sie werden verbal oder auch tätlich angegriffen, sexuell belästigt, es werden Gewalttaten ausgeübt und Opfer werden teilweise lebensgefährlich verletzt. Seelische und körperliche Verletzungen an anderen Menschen werden von der Mehrheit einheitlich verurteilt, weil sie im Widerspruch zu unseren ethischen und moralischen Vorstellungen stehen. Trotzdem haben viele Bürger Hemmungen in eine solche Situation einzugreifen, sind froh darüber, wenn sich die Situation von alleine erledigt oder wenn andere Menschen den Mut aufbringen einzugreifen und sehen lieber weg. Die Ursachen für dieses Verhalten sind Angst und Unsicherheit: Sie haben Angst, sich in fremde Angelegenheiten zu mischen und selber verbalen Attacken ausgesetzt zu werden. In der Tat ist es oft so, dass selbst Opfer die Unterstützung von Außenstehenden ablehnen. Andere wiederum befürchten durch den beherzigten Eingriff in eine solche Situation selber zur Zielscheibe der Täter zu werden. Auch hier gab es in der Vergangenheit durchaus Vorfälle, in denen Personen, die Zivilcourage bewiesen haben, sogar ihr Leben verloren haben.

Zivilcourage bedeutet nun aber, dass das Wohl der Allgemeinheit höher angesiedelt ist als die eigenen Bedenken, Risiken und Nachteile. Trotz dieser Hindernisse wird uneigennützige Hilfe geboten. Allerdings sollte die Situation vorab bewertet und individuell entschieden werden, wie die Zivilcourage aussehen soll.

Welche Formen der Zivilcourage gibt es?

Grundsätzlich werden drei verschiedene Formen der Zivilcourage unterschieden:

  • Sich einsetzen für etwas
  • Wehrsetzung
  • Eingreifen

Bei der ersten Form, wenn sich Menschen für etwas einsetzen, geht es primär darum, bestimmte Werte aufrechtzuerhalten. Diese Form findet sich auch in der Politik sehr oft wieder, indem die beteiligten Personen sich für Vorstellungen und Werte einsetzen.

Setzen sich Personen zur Wehr, sind sie selber Angriffen ausgesetzt. Hierbei kann es sich um sexuelle Übergriffe handeln, Mobbingattacken oder Ungerechtigkeit. In diesem Fall werden die eigenen Grundrechte massiv beeinträchtigt und das Opfer wehrt diese Angriffe ab.

Beim Eingreifen wiederum erfolgt die Handlung von außen. Es besteht eine bedrohliche Situation, ein Konflikt oder Gewalttätigkeiten und die Bürger greifen uneigennützig ein, um dem Opfer zu Hilfe zu kommen. Hier ist derjenige nicht das Opfer und muss sich gegen Angriffe zur Wehr setzen, sondern er tritt von außen in die Situation ein, um einem unbekannten Opfer zu helfen.

Zivilcourage in Form des Eingreifens muss nicht erfolgen, wenn ich in die Situation eintrete und körperlich dafür sorge, dass dem Opfer Gerechtigkeit widerfährt. Besonders wenn die Person den Angreifern deutlich unterlegen ist, kann die Zivilcourage auch erfolgen, indem der Notruf gewählt wird.

Wie kann Zivilcourage zum Ausdruck gebracht werden?

Bei einem Konflikt ist ein überlegtes Vorgehen erforderlich. Dazu sollten sich die Bürger an 6 entscheidende Regeln halten:

  • Bürger sollten sich nicht selber in Gefahr bringen
  • Polizeinotruf
  • Unterstützung holen
  • Tätermerkmale einprägen
  • Unterstützung für das Opfer
  • Zeugenaussage

Regel 1: Bürger sollten sich nicht selber in Gefahr bringen

Sieht eine Situation von außen gefährlich aus, sollte zunächst hingeschaut und hingehört werden. Handelt es sich um einen Konflikt, sollten Bürger eingreifen, sich selber aber niemals in Gefahr bringen. In vielen Fällen ist es ausreichend, sich bemerkbar machen und die Täter sind eingeschüchtert, sodass sie vom Opfer ablassen. Es gibt Fälle, wo die Täter einem deutlich überlegen sind und auch zu jeder Gewalttat bereit sind. Hier sollte Distanz gewahrt werden, das Opfer sollte auf jeden Fall angesprochen und Hilfe angeboten werden.

Regel 2: Polizeinotruf

Bürger sollten unverzüglich den Polizeinotruf wählen und den Vorfall melden. Das hilft ungemein dabei, die Täter zu ermitteln.

Wird der Vorfall gemeldet sind folgende Informationen notwendig:

Der Anrufer: Personalien angeben
Ort des Geschehens: Ortsbeschreibung
Der Vorfall: Situationsbeschreibung, Anzahl der beteiligten Personen, Zahl der Verletzten
Bei Rückfragen notwendige Informationen geben
Selbst Kleinigkeiten, die den Bürgern völlig unwichtig erscheinen, helfen Ermittlern in so einem Fall weiter.

Regel 3: Unterstützung holen

Viele Konflikte und Überfälle passieren am helligsten Tag. Fühlen sich die Bürger selber überfordert mit der Situation, können andere Passanten angesprochen werden, um dem Opfer zu Hilfe zu eilen.

Regel 4: Tätermerkmale einprägen

Oft geschehen Verbrechen innerhalb kürzester Zeit und die Täter suchen genauso schnell das Weite. Aus diesem Grund ist es essenziell sich entscheidende Merkmale einzuprägen.

Zu diesen Merkmalen zählen:

  • Größe des Täters
  • Haarfarbe
  • Kleidung
  • Besonderheiten
  • Kennzeichen des Fluchtautos
  • Richtung

Alle Nebensächlichkeiten und Kleinigkeiten zählen und oft sind es genau die unbedeutenden Dinge, die letztlich zum Täter führen.

Regel 5: Unterstützung für das Opfer
Bürger sollten sich im Anschluss unmittelbar um das Opfer kümmern, das gilt besonders bei Verletzungen. Sie sollten Erste Hilfe Maßnahmen ergreifen und den Rettungsdienst alarmieren. Dazu sollten auch andere Bürger angesprochen werden und um Mithilfe gebeten werden.

Regel 6: Zeugenaussage
Letztlich ist die Zeugenaussage ein elementarer Grundstein, um den Täter ermitteln zu können. Bürger sollten ihren Mund aufmachen und sich für eine Zeugenaussage zur Verfügung stellen.

Fazit:

Zivilcourage wird mit Bürgermut übersetzt und bedeutet das beherzte Eingreifen in Konflikte und Verbrechen, um dem Opfer zu helfen. Derartige Konflikte können überall entstehen, aus Unsicherheit und Angst sehen leider immer noch viele zu viele Menschen weg, anstatt einzugreifen. Da jeder in eine Situation kommen könnte, in der er dringend Hilfe von außen benötigt, sollte jeder von außen eingreifen, wenn eine Situation von außen merkwürdig aussieht. Dabei gilt jedoch das eigene Leben nicht in Gefahr zu bringen. Bürger sollten sich in diesem Fall Unterstützung holen und die Polizei alarmieren. Auch auf Arbeit, in der Schule oder zu Hause können Übergriffe stattfinden.

 

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